Praxisfall: Rehabilitation von Körper und Geist nach einem Unfalltrauma

Praxisfall

Eine 52-jährige Patientin suchte vor einem Jahr meine Praxis auf. Sie litt unter starker Unruhe, Energielosigkeit und Erschöpfung sowie unter Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln und einem brennenden Magen, der sich nach oben ausbreitete und unabhängig von Essen auftrat. Ihr Wunsch war es, wieder mehr Energie und Kraft zu bekommen.

Ich habe die Patientin durch diese Belastungen als äußerst empfindsam und verletzlich wahrgenommen. Selbst sanfte Impulse wurden von ihr schnell als zu viel empfunden. Deshalb konnten wir die Anamnese und die anschließende Untersuchung nur in kleinen, für sie machbaren Etappen umsetzen. Dies war im Nachhinein ein großer Schritt für Vertrauen und Öffnung in diesen Heilungsprozess.

Während der Befragungen kam ein vergangener Unfall zur Sprache. Die Patientin erlitt einen Trümmerbruch am Fuß, für dessen Behandlung eine Hauttransplantation notwendig war. Sie musste mehrmals operiert werden und das Laufen neu erlernen.

Anamnese = sich erinnern

Durch das behutsame Erfragen im Rahmen der Anamnese wurde der Patientin bewusst, welchen Raum dieser Unfall über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren eingenommen hat – sowohl körperlich als auch geistig. Dies war der Patientin vorher nicht klar. „Aha, so war das!” Durch dieses Bewusstwerden kam ein Heilungsprozess in Gang, wodurch ihr Körper-Geist-System die Energie von allein wieder aktivieren konnte. Dies wurde zusätzlich durch Maßnahmen aus der Ayurveda-Medizin unterstützt, die im Anschluss beschrieben sind. Zurück zum Heilungsprozess: Es ging dabei nicht darum, in die Unfallgeschichte einzutauchen, sondern mehr um das gegenwärtige körperliche Empfinden im Zusammenhang damit und darum, mit der Natur dieser Gefühle zu sein. Dadurch konnte die Patientin nach und nach wieder mehr ihren Körper spüren und mit ihrer Lebensenergie in Kontakt kommen. Das hat ihr die Türen geöffnet, ihrer Wahrnehmung wieder mehr zu vertrauen und sich selbst wieder zu vertrauen!

 

Zusätzlich kam es durch eine vergangene Darmspiegelung zu einer Verletzung am absteigenden Dickdarm. In den letzten Jahren hatte die Patientin zudem viele Blasenentzündungen und gynäkologische Eingriffe.

Ihre Energie und körperliche Kraft waren deutlich vermindert und sie hatte ständig Heißhunger auf Süßigkeiten.

Hinzu kam ein unregelmäßiger Schlaf durch nächtliches Aufwachen und Wadenkrämpfe.

Sie hatte wenig oder kein Hungergefühl und aß quasi nur, weil jetzt Zeit dafür war.

Nach einer ausführlichen medizinischen Anamnese und Untersuchung erfolgte die Aufzeichnung der Pathogenese und Diagnose.

Aufzeichnung von Ursachen und Pathogenese

Durch das Zusammenwirken verschiedener Ursachen, die insbesondere die Eigenschaften trocken, beweglich, kalt und rau im Körper verstärken, kommt es zu einer pathogenen Erhöhung von Vata.

In der Folge kommt es zu einer Verminderung der Gewebe Rasa (Plasma), Rakta (Blut), Mamsa (Muskeln), Asthi (Knochen) und Maja (Nerven). Die jeweiligen Srotas (Leitungsbahnen) waren in ihrer Versorgungsaktivität beeinträchtigt, ebenso die dazugehörigen Gewebefeuer (Dhatuagni).

 

Außerdem bestand eine Schwäche des gesamten Agni-Systems (Jatharagni, Bhutagni und Dhatuagni). Diese Ursachen haben auch Manas (Geist/Nervensystem) negativ beeinflusst, wodurch starke Unruhe und Schlafstörungen entstanden sind. Durch den Abbau wichtiger Körpergewebe kam es zu Erschöpfung und Energieverlust. Dies ist aber auch auf die verminderte Leistung von Agni zurückzuführen, wodurch Nahrung nicht gut verwertet werden kann. Hinzu kam, dass der Energiefluss im Körper durcheinander war.

 

Es war also zusätzlich eine Vata-anuloma-Therapie erforderlich, um das gesamte Vata (Prana, Udana, Vyana, Samana und Apana) zu behandeln und die körperliche Dynamik wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Damit sind insbesondere die durch den Unfall getrennten Körperteile gemeint.

 

Die gestörte Vata-Bewegung zeigte sich auch durch das nach oben (Udana-Vata) kommende Brennen im Magen, welches unabhängig von der Nahrungsaufnahme auftrat. Durch den schwachen und unregelmäßigen Agni-Status entstanden auch unverdaute Stoffwechselzwischenprodukte (= Ama), die sich durch Schwere im Verdauungstrakt und vermehrte Schleimbildung in den Atemwegen und im Verdauungstrakt zeigten.

Therapie strategie und umsetzung

Maßnahmen zur Vata-Beruhigung (Vata-shamana):

über Ernährung, Regelmäßigkeit, Entspannung (über kleine Meditationen und Übungen zum bewussten Atmen) sowie Selbstmassage. - Übungen zur körperlichen Erdung

 

Vata-Anuloma (Vata wieder in seine richtige Bewegung bringen):

Energiefluss im Körper aktivieren und stabilisieren durch Selbstmassage mit entsprechenden Ölen und Heilkräutern, durch Ernährung und durch die regelmäßige Anwendung dieser Maßnahmen.

 

Agni-dipana (Anregung des gesamten Agni-Systems)

Sanftes Ama-pachana (Verbrennung und Entfernung von Stoffwechselzwischenprodukten).

 

Meda (Anwendungen zur Beruhigung und Stärkung des Geistes bzw. des Nervensystems):

geistige Sammlung und innere Ruhe ermöglichen.

Umsetzung Gesundheitsplan

Ernährung:

🟡 Basis: drei regelmäßige warme Mahlzeiten

- Morgens: Getreidebrei aus Hafer, Buchweizen und gerösteter, gemahlener Gerste (Tsampa). Die Flocken werden zuvor in Ghee angeröstet und mit Wasser aufgekocht. Hinzu kommen Datteln, Rosinen, Mandeln und Gewürze.

 

- Mittagessen: Getreide, Reis, Mung Dal, Gemüse, alles gut gekocht mit Ghee

🌿 Gewürze: Fenchel, Cumin, Koriander, Hing, Kurkuma und frische Kräuter

 

- Abends: gedünstetes Gemüse, Reis, Kitchari, Gemüsesuppen, alles mit ausreichend Ghee und Gewürzen gekocht

 

Zwischenmahlzeiten sollten möglichst gemieden werden. Falls doch starker Hunger auftritt, hilft diese Rezeptur:

1 x pro Tag 150 ml frische Demeter-Kuhmilch oder Sojamilch mit einer Prise Ingwer, Fenchel und Kurkuma, 1 x kurz aufgekocht, dann trinken.

 

Meditation und Entspannung:

Einmal pro Tag mindestens 20 Minuten fest einplanen.

Körperübung Erdung – 1x pro Tag

 

Medikamente/Präparate:

🌿 Dashamoola-Tee, 2 x 150 ml, morgens/abends

🟡 Amalaki-Kapseln: 2 x 1 morgens/abends

🟡 Ashwagandha-Kapseln: 2 x 1 morgens/abends

🔶 Mahanarayana Thailam und Dhanwantharam Thailam im Wechsel

Einmal täglich als Ölanwendung (Selbstmassage) der gesamten Wirbelsäule, der Hüfte, der Knie, der Oberschenkel und des verletzten Gelenks.

 

🌿 Pippali Churna mit Waldhonig zur Steigerung von Dhatu-Agni, Ama-Verbrennung und Ausscheidung von übermäßigem Schleim im Atem- und Verdauungstrakt, jeweils morgens einen Teelöffel zusammen mischen und vor dem Frühstück einnehmen.

Verlauf

In der ersten Zeit brauchte es einige Anläufe und Ermutigungen, um die warmen Mahlzeiten umzusetzen. Doch die Patientin merkte zunehmend, wie gut ihr das tat, und nach einer Weile bereitete ihr das Kochen sogar richtig Freude! Sie lernte dadurch eine neue Seite an sich kennen: sich selbst etwas Gutes zu tun. Sie erkannte, dass Wohlbefinden, Kraft und Stärke nicht von äußeren Umständen abhängen, sondern von ihrer Einstellung, ihrem Denken über sich und andere, ihrer Sicht auf die Dinge und ihren eigenen Handlungen. Hierbei geht es um Selbstverantwortung.

 

Durch die einfachen Veränderungen bei der Zubereitung und der Regelmäßigkeit der Mahlzeiten kam es recht schnell zu einer Verbesserung der Verdauungskraft und Nahrungsverwertung. Die Patientin fühlte sich energievoller und wacher, der körperliche Heißhunger wurde weniger und das normale Hungergefühl stellte sich wieder ein.

Die Regelmäßigkeit bewirkte eine deutliche Entspannung und Entlastung.

Dazu beigetragen haben auch die kleinen Meditationen, Übungen zur Körperwahrnehmung und Atemtechniken, die wir in den Konsultationen gemeinsam eingeführt haben. Diese haben der Patientin gut gefallen, sodass sie die Anleitungen täglich praktizieren konnte.

 

Gerade weil sie so empfindsam war, war es äußerst wichtig, alle Signale als wichtige Botschaften aufzunehmen. So konnten wir immer tiefere Ebenen der Zusammenarbeit erreichen. Es entstand ein wunderschöner Austausch, bei dem ich genau spürte, wie viel ich geben musste und wann es genug war. So ist ein Behandlungsflow entstanden, den man sich nur wünschen kann.

 

Das Zusammenwirken von Ernährung, Regelmäßigkeit, Körperwahrnehmung und Behandlungsflow führte dazu, dass sich die durch den Unfall energetisch vom Körper abgetrennten Körperregionen wieder zusammenführten und der Körper langsam wieder zu seiner Ordnung finden konnte.

Die Patientin schilderte das folgendermaßen: „Es fängt an, wieder zu kribbeln. Da kommt wieder Leben rein. Ich spüre da wieder eine Verbindung!“

 

Die Selbstmassagen haben einen wichtigen Beitrag leisten können – sowohl medizinisch als auch seelisch. Sich damit selbst etwas Gutes zu tun, ist sehr wertvoll!

Auch die Gewöhnung an die ayurvedischen Heilkräuter hat eine Weile gedauert. Auch diese haben wir schrittweise eingeführt, so wie es für die Patientin möglich war.

 

Bei dem anfangs recht strikten Leitfaden war es unter anderem sehr wichtig, der Patientin Raum zu lassen, um eigene Erfahrungen zu sammeln.

Mit der Zeit konnten wir den Leitfaden mehr und mehr lockern, sodass die Patientin ihren eigenen Rhythmus finden konnte, mit dem sie sich wohlfühlt. Das hat ihre enorme Stärke und ihr Selbstwertgefühl gestärkt.

Zusammenfassung

Vor einiger Zeit sagte mir eine Patientin:

„Wie sehr sich das gelohnt hat! Ich habe eine ganz neue Seite für mich entdeckt: gut für mich zu sorgen.” Sie sei jetzt zufrieden!

Und jetzt kommt das Allerschönste:

Das Leben macht ihr jetzt große Freude!

Ja, liebe Leser, was will man mehr? Es passt doch alles!

Für mich als Heilpraktikerin war es deutlich zu sehen, wie wichtig eine gute Beziehung zum Patienten ist, damit Heilimpulse überhaupt angenommen werden können. Wenn man den Patienten bedingungslos annimmt, öffnet sich ein Raum, in dem man sich in der Mitte trifft. Dort kann ein Impuls niemals zu viel sein, weil man die Dosis des Impulses, den man geben möchte, durch das Gegenüber erfährt – dadurch ist sie angemessen und wird gerne angenommen!

Während unserer Zusammenarbeit ist das gesamte Körper-Geist-System wieder in Ordnung gekommen. Die Patientin wirkt jetzt deutlich präsenter und wacher, und man spürt ihre Lebensfreude. Sie überlegt nun, in ihren kreativen Beruf zurückzukehren und sich mit dem, was ihr immer so viel Freude gemacht hat, wieder selbstständig zu machen!

 Haben Sie ein spezielles Anliegen oder sind Sie sich unsicher, ob diese Behandlungsweise die richtige für Sie ist?

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